Ein Unternehmen zu gründen erfordert Mut. Ein erfolgreichen, gewachsenes zu verkleinern, erfordert einen guten Grund – und noch mehr Mut. Rechtsanwalt Carsten Lexa hat mit Deutschlands ehemals jüngsten Unternehmensgründer über die Gründung, den Mut und die wahren Werte gesprochen.
Lexa: Lieber Sven, vielen Dank für dieses Gespräch. Mit 16 Jahren hast Du Dein Unternehmen „Tiger Marketing“ gegründet. Wie kam es dazu?
Franzen: Ursprünglich habe ich Zeitungen ausgetragen. Ich wollte etwas anderes machen, aber ich war zu jung für andere Jobs. Das Internet hat mich jedoch fasziniert und ich habe mir deshalb selbst das Programmieren von Webseiten beigebracht. Nach einem Jahr Vorbereitung kam dann die Gründung, da war ich 16 Jahre alt – man konnte einfach mehr Geld verdienen als mit Zeitungsaustragen.
Lexa: Was haben denn Deine Eltern und Freunde gesagt?
Franzen: Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Meine Freunde fanden es teilweise gut, teilweise komisch, aber es gab keine Ablehnung. Ich habe aber auch nicht gesagt „Ich gründe ein Unternehmen“, sondern „Ich baue Webseiten“.
Lexa: Im Zeitpunkt der Gründung warst Du 16 Jahre alt und es gab ein ganz schönes Medienecho. Was war der Auslöser?
Franzen: Freunde haben mir zu einer Pressemeldung geraten. Im Nachgang habe ich mich einfach gut „verkauft“ – ich habe Journalisten angerufen und denen meine Geschichte erzählt. Der direkte Kontakt war entscheidend, besser als anonyme E-Mails.
Lexa: Die FAZ hat über Dich berichtet, auch die Financial Times Deutschland und das Handelsblatt. Was waren die Folgen des Medienrummels?
Franzen: Man hat über mich gesprochen, nach dem Motto „Der ist toll“. Dann kamen mehr Kunden. Dann wurden Institutionen, die Preise verleihen, auf mich aufmerksam. Und schließlich wurde bei mir angefragt für Reden bei Gleichaltrigen, über meine Motivation und meine Gründung.
Lexa: Was kam mit dem Wachstum Deines Unternehmens?
Franzen: Durch die vielen neuen Kunden musste ich mir neue Fragen stellen, z.B. „Was erwarten die Kunden von mir“? Da ich immer mehr Zeit bei den Kunden verbrachte, brauchte ich jemanden für das Layout und die Programmierung der Webseiten. So kam ich zu meinem ersten Angestellten. Des Weiteren musste ich mich damit auseinandersetzen, was ich selbst wollte. Ich war ja noch nicht volljährig, ich wollte auch meine Jugend genießen, mein Abitur machen, usw.
Lexa: Und das Unternehmen wuchs weiter…
Franzen: Genau. Ich hatte immer mehr Angestellte, mit 17 gründete ich dann die GmbH und ein großer Kunde beteiligte sich anschließend an dieser. Dieser Kunde wurde dann ein guter Freund und mein Mentor. Es lief richtig gut!
Lexa: Das klingt sehr beeindruckend.
Franzen: Ich hatte 4 Jahre lang Wachstum. Ich bearbeitete tolle Projekte, fuhr ein großes Auto, aber meine Jugend blieb auf der Strecke. Eines Abends rief meine Mutter um 23 Uhr bei mir im Büro an und meinte „Soll ich Dir was zu Essen bringen?“. Da merkte ich: Ich muss über meine Prioritäten nachdenken: Was bedeutet für mich selbst „Erfolg“? Soll man alles dem wirtschaftlichen Erfolg unterordnen? Ich merkte, dass ich etwas verändern muss, denn sonst würde mein Leben auf der Strecke bleiben…
Lexa: Was änderte sich daraufhin und wie läuft Dein Leben heute ab?
Franzen: Ich organisierte mich anders: Mehr Koordination, mehr Planung, mehr Akquise und weniger Umsetzung. Die Umsetzung übernahmen freie Mitarbeiter. Des Weiteren gehe ich mit meiner Zeit bewusster um und sorge dafür, dass es Zeiten gibt, in der ich nichts arbeitete. Ich frage mich immer noch „Was erwartet der Kunde“, bringe das aber in Einklang mit meinen eigenen Werten, mit dem, was mir wichtig ist.
Lexa: Welchen Rat kannst Du Gründern mitgeben?
Franzen: Tue, was Du gerne machst. Frage Dich selbst: Was sind Deine Werte, was ist Dir persönlich wichtig, was hat für Dich Bedeutung. Materielles ist einfach zu erlangen, gesundes Wachstum umfasst aber nicht nur die wirtschaftliche Seite.
Lexa: Sven, vielen Dank für dieses Gespräch. Gibt es abschließend noch etwas, was Du sagen möchtest?
Franzen: Meiner Meinung nach sollte man sich von gesellschaftlichen Zwängen freimachen und besser das tun, was man mit Herzblut tun möchte und was einem Freunde macht. Man sollte einmal darüber nachdenken: Deutschland ist eines der wirtschaftlich und politisch erfolgreichsten Länder der Welt, aber die Deutschen gehören zu den unglücklichsten Menschen. Was kann man aus diesem Widerspruch lernen?
(Sven Franzen ist Geschäftsführer der “Tiger Marketing Group GmbH” in Dreieich, Kontakt: Tel. 06103 – 3721577, www.tigergroup.eu)