Unternehmergespräch: Dr. Stephan Möhringer

25. April 2014 | Von | Kategorie: Wirtschaft

Das Unternehmen in der Familie zu halten ist Ziel eines jeden Familienunternehmers. Die Führungsnachfolge ist jedoch kein Selbstläufer: Insbesondere die Abstimmung von Lebensplänen und Unternehmensbelange, sowie der Erhalt des Familienfriedens, sind langfristige Herausforderungen. Rechtsanwalt Carsten Lexa hat mit Dr. Stefan Möhringer über die Herausforderungen der Unternehmensnachfolge gesprochen.

Lexa: Sehr geehrter Herr Möhringer, vielen Dank für Ihre Zeit zu diesem Gespräch. Fangen wir doch mit ein paar Hintergrundinformationen an: Wie erfolgte der Einstieg in das elterliche Unternehmen?

Möhringer: Als mein Vater 71 Jahre alt war stieg ich ohne Führungsübernahmeabsicht in das Unternehmen ein. Ich arbeitete 8 Jahre im Unternehmen, bis schließlich die Übergabe erfolgte.

Lexa: Und wie wurden Sie Geschäftsführer?

Möhringer: Erst arbeitete ich 4 Jahre lang gemeinsam mit meinem Vater in der Geschäftsführung, bis mein Vater einen Schlaganfall erlitt und deswegen die alleinige Führung an mich abgeben musste.

Lexa: Wie war das Verhältnis zwischen Ihnen und ihrem Vater in den 4 Jahren der gemeinsamen Geschäftsführung?

Möhringer: Es war eine schwierige Zeit, da ich mir meine Zuständigkeitsbereiche selbst hart erarbeiten musste – es gab keine Zuweisung oder Absprachen im Vorfeld.

Lexa: Sie sagten es gab keine Zuweisungen oder Absprachen. Wer war dann für was im Unternehmen als Geschäftsführer zuständig? Wurden die Zuständigkeiten im Laufe der Zeit z.B. in einer Geschäftsordnung festgelegt?

Möhringer: Es gab keine formale Geschäftsordnung. Ich hätte jedoch eine solche für hilfreich gehalten. Andererseits bestand so die Chance, dass ich mich einarbeiten und beweisen konnte. Darüber hinaus musste ich die Mitarbeiter für mich gewinnen und das alles funktioniert nur wenn der Übergebende tolerant gegenüber neuen Ideen ist. Wir haben insgesamt viel diskutiert, oftmals im Privaten.

Lexa: Wie musste man sich die Diskussionen zwischen Ihnen und Ihrem Vater vorstellen? Gab es eine Struktur, feste Zeiten oder ähnliches?

Möhringer: Feste Besprechungszeiten gab es eigentlich nicht. Vieles wurde oftmals beim gemeinsamen Mittagessen besprochen – ein Vorteil innerhalb einer Familie. Ein großes Thema im Rahmen der Kommunikation waren dabei auch die unterschiedlichen Arbeitsstile, die zu unterschiedlichen Kommunikationen führten, beispielsweise lief mein Vater mehrfach täglich durch die Produktionsstätten und sprach dabei mit Mitarbeitern, während ich gerne erst einmal im Büro abstrakt plante.

Lexa: Alles läuft darauf hinaus, dass viel geredet werden muss. Hätte im Rahmen der Kommunikation ein externer Berater, nicht unbedingt ein Fachexperte wie ein Rechtsanwalt, sondern z.B. ein Coach, helfen können?

Möhringer: Ein Coach wäre bestimmt hilfreich gewesen, aber nur, wenn er auch die entsprechende Erfahrung sowohl in dem Thema als auch mit Menschen mitbringt. Keine Unternehmensnachfolge ist wie die andere. Man muss eine gewisse Erfahrung mitbringen um sich auf unterschiedliche und neue Problematiken einstellen zu können.

Lexa: Wie war das für Ihren Vater, als er dann im Unternehmen aufhören musste?

Möhringer: Mein Vater wollte nicht aufhören, er hatte große Angst vor dem „Nichtstun“. Aber seine gesundheitliche Situation ließ ihm keine Wahl. Es war insgesamt sehr schwierig für ihn und es hat meinen Vater Zeit gekostet, damit umzugehen.

Lexa: Könnte ein externes Beratungsgremium, z.B. bei einer GmbH ein „Beirat“, helfen, Übergänge im Rahmen einer Unternehmensnachfolge vom Senior auf den Junior ruhiger zu gestalten?

Möhringer: Meiner Meinung nach können externe Berater, insbesondere wenn diese den Senior und den Junior kennen, beruhigend im Rahmen der Nachfolge einwirken und wären deshalb sicherlich sehr hilfreich.

Lexa: Eine abschließende Frage Herr Möhringer: Wie gehen Sie nun selbst mit Ihren Erfahrungen das Thema „Nachfolge im Unternehmen“ an?

Möhringer: Ich habe selbst drei Kinder. Eine Übernahme sollte schon früh geplant und am besten durch so etwas wie eine Familienverfassung geregelt werden. Wie Sie sich vorstellen können gibt es bei mir entsprechende Planungen und auch schon die ersten Umsetzungen.

Lexa: Herr Möhringer, ich bedanke mich für das angenehme und hochinteressante Gespräch .

(Dr. Stefan Möhringer ist Geschäftsführer der „Simon Möhringer Anlagenbau GmbH“ in Wiesentheid, Kontakt: Tel. 09383-950, www.moehringer.com)

 

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